Liquiditätsmanagement

Zinsfalle Tagesgeldkonten: Warum der Mittelstand Milliarden verschenkt

Der Mittelstand parkt Rekordsummen auf Tagesgeldkonten – und verliert damit jedes Jahr knapp zwei Milliarden Euro an entgangenen Zinserträgen. Das zeigt eine neue Studie. Denn: Banken reichen nur rund die Hälfte der EZB-Zinsen an ihre Unternehmenskunden weiter. Wie mittelständische Firmen ihre Gelder so gewinnbringend anlegen können wie große Konzerne.

Goldene Münzen schweben um einen Chart, der von einem aufwärtszeigenden Pfeil gestützt wird als Symbolbild für eine Alternative zur Zinsfalle auf Tagesgeldkonten

08.08.2025

247 Milliarden Euro: Das ist mehr als die Hälfte des gesamten Bundeshaushalts 2024 – und die Summe, die Unternehmen im Juli auf Tagesgeldkonten geparkt hatten. Ein historischer Höchststand. Daher lässt eine Studie aufhorchen, die das Fintech Unitplus jüngst erhoben hat. Demnach führt die Vorliebe fürs Tagesgeld zu einem versteckten Milliardenverlust bei der Liquidität deutscher Mittelständler. Rund zwei Milliarden Euro an Zinsen entgehen Unternehmen pro Jahr, weil Banken zurzeit nur wenig mehr als 50 Prozent der Leitzinsen der Europäischen Zentralbank (EZB) an Unternehmenskunden weiterreichen. „Das ist eine stille Enteignung des Mittelstands“, sagt Fabian Mohr, Mitgründer von Unitplus (siehe Interview unten).

Niedrigster Zins auf Tagesgeldkonten seit zwei Jahren

Laut der Studie zahlten Banken im Juli mit durchschnittlich 1,20 Prozent so wenig Tagesgeldzinsen an Unternehmen aus, wie zuletzt im Juni 2023. Zwar hat die EZB den Leitzins seit Mitte 2024 schrittweise gesenkt, doch viele Banken geben diese Senkungen überproportional weiter – und behalten so einen immer größeren Teil der Zinsspanne für sich. Zinserhöhungen hingegen hatten sie in der Vergangenheit oft nur zögerlich an die Firmenkundschaft weitergereicht. Würden Unternehmen also ihre überschüssige Liquidität zu attraktiveren Konditionen anlegen, könnten sie ihren Jahresertrag deutlich steigern.

„Cash Management wie bei großen Konzernen“

Fabian Mohr, Gründer von Unitplus, erklärt, wie auch mittelständische Unternehmen ganz einfach von den Renditen institutioneller Geld- und Anleihmärkte profitieren können.

DUP UNTERNEHMER-Magazin: Laut Ihrer Studie lässt der Mittelstand jedes Jahr fast zwei Milliarden Euro an Zinsen liegen, weil Unternehmen auf zu niedrig verzinste Tagesgelder setzen. Gleichzeitig halten Firmen immer mehr Tagesgeld. Woran liegt das Ihrer Meinung nach – geschieht das aus Unwissen oder Angst vor Risiken?

Fabian Mohr: Tagesgeldkonten sind für Unternehmen grundsätzlich eine gute Möglichkeit, ungenutzte Liquidität flexibel zu parken und Zinsen zu erzielen. In Zeiten erhöhter geopolitischer und wirtschaftlicher Unsicherheit legen viele Firmen zudem bewusst größere Cash-Reserven als Sicherheitsmarge an. Allerdings übersehen die meisten, dass klassische Tagesgeldkonten heute häufig eben nicht die attraktivste Option sind. Banken behalten einen erheblichen Teil der erzielbaren Zinserträge ein, sodass Firmen jedes Jahr Milliarden an möglichen Erträgen verschenken. Es handelt sich dabei weniger um Risikoscheu, sondern häufig um Unwissenheit, Trägheit und die fehlende Transparenz bei einfach nutzbaren, renditestärkeren Alternativen.

Ihre Studie zeigt, dass der Euro Short-Term Rate – kurz €STR – seit 2022 deutlich über dem durchschnittlichen Tagesgeldzins in Deutschland liegt. Im Juli übertraf er den Tagesgeldzins sogar um 0,77 Prozentpunkte. Zuvor fiel dieser Zinsabstand viele Jahre deutlich geringer aus. Warum ist das wichtig für Unternehmenskunden?

Mohr: Der €STR ist der von der Europäischen Zentralbank veröffentlichte Referenzzinssatz für kurzfristige Geldmarktgeschäfte und damit die maßgebliche Benchmark für Tagesgeldkonten. Tatsächlich war der Zinsabstand zwischen €STR und dem durchschnittlichen Tagesgeldzins in Deutschland vor der Finanzkrise 2007/2008 sowie im anschließenden Niedrigzinsumfeld deutlich geringer. Mit dem starken Anstieg der Leitzinsen zur Inflationsbekämpfung hat sich dies grundlegend geändert: Banken geben die höheren Zinsen inzwischen nur teilweise an ihre Unternehmenskunden weiter und nutzen den Spielraum, um ihre eigenen Zinsmargen auszubauen. Für Unternehmen bedeutet das: Während ihre Guthaben real deutlich mehr wert sein könnten, erhöhen Banken ihre Erträge zu deren Lasten. Viele Firmen wechseln dennoch nicht den Anbieter, was den Effekt zusätzlich verstärkt.

Mit Ihrer Lösung Unitplus Business versprechen Sie Unternehmen ein professionelles Cash Management nach dem Vorbild großer Konzerne – „ein Stück Warren Buffett für den Mittelstand“, wie Sie sagen. Wie funktioniert das?

Mohr: Unitplus Business ermöglicht es Unternehmen jeder Größe, ihre Liquidität professionell und ertragreich anzulegen – ähnlich wie es große Konzerne seit Jahrzehnten tun. Diese setzen bei Cash Management nämlich kaum auf klassische Tages- oder Festgeldkonten, sondern nutzen institutionelle Geld- und Anleihemärkte. Gemeinsam mit unseren Partnern Goldman Sachs Asset Management und der DWS eröffnen Firmen in weniger als 20 Minuten ihr Unternehmensdepot und können überschüssige Gelder sofort rentabel mit bis zu 2,60 Prozent Zinsen pro Jahr anlegen. Alle Gelder bleiben jederzeit flexibel verfügbar und wir liefern ein vollständiges Reporting für die Buchhaltung. So steigern Unternehmen ab dem ersten Tag ihre Zinserträge und stärken ihre Wettbewerbsfähigkeit.

Eine Alternative zum Tagesgeld sollte eine hohe Liquidität und Flexibilität bieten. Wie gewährleisten Sie dies?

Mohr: Unitplus Business ermöglicht es, sämtliche Gelder jederzeit vollständig auszuzahlen. Wir nutzen dafür den institutionellen Geldmarkt, der genau auf kurzfristige und flexible Liquiditätssteuerung ausgelegt ist. Historisch hatten mittelständische Unternehmen keinen einfachen Zugang zu diesem Markt – genau das ändern wir. Die hohe Zufriedenheit unserer Kunden zeigt sich auch daran, dass die Kündigungsquote bei unter einem Prozent liegt. Dieses Vertrauen bestätigt unser Leistungsversprechen: renditestark, sicher und flexibel.

Wie sicher ist diese Anlage?

Mohr: Jedes Unternehmen erhält ein eigenes, rechtlich getrenntes Depot. Das investierte Kapital wird als insolvenzgeschütztes Sondervermögen verwahrt. Im Gegensatz zu klassischen Bankeinlagen, die nur bis 100.000 Euro gesetzlich abgesichert sind, ist das gesamte Vermögen – auch in Millionenhöhe – vollständig vor Bankinsolvenzen geschützt. Gerade für größere Beträge ist das ein entscheidender Vorteil, den unsere mittelständischen Kunden sehr schätzen.

Fabian Mohr, Mitgründer von Unitplus

Fabian Mohr

ist Mitgründer des Fintechs Unitplus. Zuvor war er vier Jahre lang bei einem renommierten Vermögensverwalter tätig