Es ist fast schon so etwas wie sein Markenzeichen: Eine rote Golfkappe mit dem weißen Schriftzug „Make America Great Again“, manchmal auch in der Kurzform „MAGA“. Groß macht der US-Präsident Donald Trump – so fürchten kritische Analysten – vor allem eines: Den Schuldenberg der Vereinigten Staaten. Dabei hat der schon heute gewaltige Ausmaße. Mit rund 37 Billionen Dollar steht das Land der unbegrenzten Möglichkeiten in der Kreide, und permanent wachsen die Forderungen der Gläubiger – der Halter von US-Staatsanleihen – an.
Steigendes Budgetdefizit eine Gefahr für US-Staatsanleihen?
Das jetzt von Senat und Repräsentantenhaus verabschiedete Trump-Gesetz „Big Beautiful Bill Act“ könnte mit zahlreichen Steuererleichterungen vor allem für Unternehmen und Vermögende die Situation dramatisch verschärfen. „Vorschläge wie US-Präsident Donald Trumps Big Beautiful Bill Act, der dauerhafte Steuersenkungen beinhaltet, dürften das strukturelle Defizit weiter vergrößern,“ schreiben die Experten von KfW Research. Auch wenn solche Maßnahmen kurzfristig wachstumsfördernd wirken könnten, würden sie langfristig die Gefahr bergen, einen Kipppunkt für die Schuldentragfähigkeit der USA zu erreichen.
Mutige Politik gefragt
„Sollte das Vertrauen der Märkte schwinden, könnten Kapitalabflüsse, steigende Risikoprämien und eine gefährliche Zins-Schulden-Spirale in Gang gesetzt werden“, sagt Dr. Dirk Schumacher, Chefvolkswirt der KfW. „Entscheidend wird sein, ob die US-Politik in den kommenden Jahren den Mut aufbringt, fiskalisch verantwortungsvoll zu handeln. Ein Gleichgewicht zwischen Investitionen, Vertrauen und fiskalischer Solidität zu finden, wird zur zentralen Herausforderung der nächsten Jahre.“
Alternativen zu US-Staatsanleihen
Das birgt Risiken für Anlegende, die weiter auf US-Staatsanleihen setzen. Zumal für jene etwa aus der Eurozone, die mit den auch Treasuries genannten Papieren ein Währungsrisiko eingehen, wenn der Dollarkurs weiter schwächelt. Lars Conrad, Experte für Festverzinsliche bei der Kölner Vermögensverwaltng Flossbach von Storch, sagt: „Die Staatsschulden in den USA steigen rasant – das ist übrigens ein Thema, das wir in vielen entwickelten Volkswirtschaften seit vielen Jahren sehen. Die USA hat hier kein Alleinstellungsmerkmal. Als aktiver Asset Manager tragen wir dieser Entwicklung natürlich Rechnung und diversifizieren unser Portfolio an Staatsanleihen auf verschiedene Länder, Regionen und Währungsräume“ (siehe Interview unten).
Urvertrauen in US-Staatsanleihen könnte schwinden
Wer als Selbstentscheider auf Einzeltitel setzt, sollte sich besser die Strategie der Profis zum Beispiel nehmen. Reinhard Panses, Chefanlagestratege und Co-Gründer des Frankfurter Family Office Finvia, verweist in seinem Kapitalmarktausblick 6/2025 auf eine bittere Erfahrung Anlegender mit britischen Staatsanleihen ab den 50er-Jahren des vergangenen Jahrhunderts: „In dieser Zeit sank die Kaufkraft des Britischen Pfundes relativ zum US-Dollar bis Anfang der 80er-Jahre um über 70 Prozent. Das Urvertrauen, das die Anleger den britischen Staatsanleihen bis circa 1955 – Rendite bei 3,98 Prozent, danach Anstieg auf 17 Prozent im Dezember 1974 – eingeräumt hatten, erwies sich nun bei einem Kaufkraftverlust bis 1975 von über 60 Prozent inklusive aller Zinserträge und ohne Steuerbelastung als nicht mehr gerechtfertigt.“
„Dollar bleibt Leitwährung“
Lars Conrad, Anleiheexperte bei Flossbach von Storch, über die Investierbarkeit von US-Staatsanleihen
DUP UNTERNEHMER-Magazin: Die US-Staatsverschuldung liegt bei kaum vorstellbaren rund 37 Billionen Dollar, das Land gab schon im vergangenen Jahr mehr Geld für den Schuldendienst aus als für das Militär. Moody’s stufte die Kreditwürdigkeit der Vereinigten Staaten kürzlich als letzte der großen Ratingagenturen von der Bestnote AAA herab. Kann Flossbach von Storch noch guten Gewissens US-Staatsanleihen für die Fonds des Hauses kaufen?
Lars Conrad: Die Rating-Herabstufung der USA durch Moody's Mitte Mai war keine Überraschung. Die Marktteilnehmer haben darauf bereits seit einigen Quartalen gewartet, hier ging es lediglich um das Timing. Die Staatsschulden in den USA steigen rasant – das ist übrigens ein Thema, das wir in vielen entwickelten Volkswirtschaften seit vielen Jahren sehen. Die USA hat hier kein Alleinstellungsmerkmal. Als aktiver Asset Manager tragen wir dieser Entwicklung natürlich Rechnung und diversifizieren unser Portfolio an Staatsanleihen auf verschiedene Länder, Regionen und Währungsräume. Bei länger laufenden Anleihen kann das Risiko für Kursbewegungen vor diesem Hintergrund steigen – hier halten wir uns bei nominalen Staatsanleihen aktuell eher zurück.
Welche Alternativen gibt es?
Conrad: Chancen sehen wir bei inflationsgeschützten Anleihen, sie können in einem Umfeld steigender Verschuldung und einer möglicherweise folgenden strukturellen Inflation Kursbewegungen puffern. Zudem diversifizieren wir in andere Währungsräume. Australische und neuseeländische Staatsanleihen bieten aktuell ähnlich attraktive Renditen wie Treasuries – bei einer deutlich geringeren Staatsverschuldung. Zuletzt haben wir angesichts der sich abzeichnenden Schulden-Dynamik in den USA den Anteil an Staatsanleihen der Eurozone ausgebaut und Treasuries reduziert. Grundsätzlich bleibt es aber dabei, dass es global gesehen kaum echte Alternativen zu den liquiden und sicheren US-Staatsanleihen gibt, die in bestimmten systemischen Stressphasen als „Safe Haven“ fungieren können – auch vor dem Hintergrund einer starken Zentralbank.
US-Präsident Donald Trump verunsichert die Welt mit seiner wilden Zoll-Politik, der Dollar verliert gegenüber wichtigen Währungen rasant an Wert. Ist das ein zusätzliches Risiko für Anleger aus dem Euro-Raum, die US-Treasuries im Depot haben oder einen Kauf erwägen?
Conrad: In unseren Rentenfonds sichern wir die offene Währungsseite grundsätzlich zu einem Großteil ab. Auf taktischer Basis können temporär auch mal überschaubare Währungspositionen in Abwägung der Absicherungskosten sowie der chancen- und risikoorientierten Steuerung des gesamten Portfolios eigegangen werden. Etwa in Zeiten, in denen die Währungsentwicklung als Puffer gegen Renditeanstiege fungieren kann. Aktuell sehen wir das allerdings eher nicht.
Was würde geschehen, wenn sich wichtige Gläubiger der USA, wie China oder Japan, in großem Umfang von US-Staatsanleihen trennen?
Conrad: Das Thema ist nicht neu: Die absoluten US-Treasury-Bestände der Chinesen hatten vor etwa zehn Jahren ihren Höhepunkt und sind seitdem stark rückläufig. Auch bei den Japanern hat die Reduzierung von US-Staatsanleihen schon vor einigen Jahren eingesetzt. Nichtsdestotrotz ist es natürlich wichtig, die weitere Entwicklung genau im Blick zu behalten. Dabei geht es auch um die US- Handelspolitik mit China oder die Entwicklung der Renditen in Japan. Beides hat das Potenzial für weitere Bewegungen auf den Staatsanleihemärkten.
Verliert der Dollar auf absehbare Zeit seine Funktion als Leitwährung?
Conrad: Aus unserer Sicht wird der US-Dollar auf absehbare Zeit noch die Leitwährung bleiben. Dafür gibt es einige Gründe, etwa die Dominanz der USA auf den globalen Finanzmärkten. Es besteht zudem ein Mangel an Alternativen, der Euroraum ist – noch – zu fragmentiert, der chinesische Yuan als Währung – noch – nicht konvertibel. Aufgrund der politischen Entwicklungen könnte aber auch bei den internationalen Zentralbanken der Wunsch nach Diversifikation ihrer Währungsreserven steigen. Dieses Thema beobachten wir sehr sorgfältig.

