Vermögenssicherung

Anlage für den Kriegsfall: Richtig vorsorgen

Wie die Geschichte zeigt, können Konflikte zwischen Nationen eskalieren. Wer Vermögen für sich oder die Nachfahren sichern will, ordnet es frühzeitig.

Illustration eines Panzers und einer Hand, die den richtigen Weg für eine Anlage für den Kriegsfall zeigt.

09.05.2025

Die Welt rüstet auf. Wie das Stockholm International Peace Research Institute (SIPRI) Ende April mitteilte, erreichten die Militärausgaben im vergangenen Jahr die astronomische Summe von knapp 2,72 Billionen Dollar – und mit einem Plus von 9,4 Prozent gegenüber dem Vorjahr den höchsten Zuwachs nach dem Ende des Kalten Kriegs. Das Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe will über Comicfilme mit den Helden „Max & Flocke“ schon die kleinen Bundesbürgerinnen und Bundesbürger auf das richtige Verhalten in Extremsituationen vorbereiten.

Unternehmen sollen helfen

Laut „Handelsblatt“ befindet sich die Bundeswehr in „vertraulichen Gesprächen mit zivilen Großunternehmen wie der Deutschen Bahn, Lufthansa und Rheinmetall“. Dabei soll es vor allem darum gehen, im Falle eines Angriffs Russlands auf ein Nato-Mitglied Logistikapazitäten für den Transport von Streitkräften, Munition und militärischen Gerät bereitzustellen. Im „Manager Magazin“ fordert Professor Klaus Schweinsberg Unternehmende auf, sich an Vorbereitungsmaßnahmen zu beteiligen. Der Berater fragt: „Warum nicht in der Firma erfassen, wer als Soldat gedient hat und Mitarbeiter zu Reserveübungen ermuntern?“

Zahlreiche Fragen stellen sich bei Anlagen für den Kriegsfall

Kein Wunder, dass sich auch Anlegende Sorgen die richtigen Anlagen für den Kriegsfall machen. „Die aktuellen Spannungen in Europa und die damit verbundenen Unsicherheiten werfen natürlich Fragen auf, insbesondere in Bezug auf die Stabilität von Vermögenswerten und die langfristige Absicherung der Familie“, sagt Beatrice Reed von der Vermögensverwaltung Finvia in Frankfurt am Main (siehe Interview unten). Dabei geht es nicht nur um Bares, Anleihen oder Aktien. Reed: „Hier könnte es hilfreich sein, auch an einen Exit-Plan zu denken, um im Krisenfall eine sichere Bleibe und ein für die Familie funktionierendes Leben im Ausland aufzubauen.“

Selbst jene, die dazu neigen, auf das Sankt-Florians-Prinzip zu setzen, sollten ihr Vermögen nicht als sicher wähnen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden im Westen Deutschlands ab den 1950er-Jahren die Bürgerinnen und Bürger, die etwa von Vetreibung, Flucht oder Bomben auf ihr Haus verschont blieben, über den Lastenausgleich an den Schäden beteiligt. Dabei ging es, wenn auch über etliche Jahre gestreckt, um den Zugriff auf bis zu 50 Prozent des Vermögens zum Stand im Jahr 1949. Diese Gelder und zusätzlichen Steuermittel kamen Personen zugute, die vieles oder gar alles im Krieg verloren hatten.

„Risiken frühzeitig identifizieren“

Beatrice Reed von der Vermögensverwaltung Finvia über die richtigen Anlagen für den Kriegsfall.

DUP UNTERNEHMER-Magazin: Ukraine-Krieg, Putin-Drohungen, unlimitierte Aufstockung des deutschen Verteidigungsetats – stellen Ihre Kundinnen und Kunden in der Vermögensverwaltung bereits besorgte Fragen aufgrund der für viele bedrohlich wirkenden Situation in der Geopolitik?

Beatrice Reed: Die aktuellen Spannungen in Europa und die damit verbundenen Unsicherheiten werfen natürlich Fragen auf, insbesondere in Bezug auf die Stabilität von Vermögenswerten und die langfristige Absicherung der Familie. Als Family Office legen wir großen Wert darauf, verschiedenste Szenarien im Vorhinein zu durchdenken, um Risiken frühzeitig zu identifizieren und unseren Mandanten in einer sich verändernden Welt mit werthaltigen Vermögensstrategien zur Seite zu stehen. Dabei geht es vorrangig nicht um kurzfristige Marktschwankungen, sondern um eine nachhaltige und langfristige Sicherung des Gesamtvermögens. Ausgangspunkt für uns ist immer die individuelle, strategische Asset-Allokation. Sie bildet die Grundlage, um das Vermögen geografisch, sektorübergreifend und über verschiedene Assetklassen hinweg aktiv für eine optimale Risikoallokation breit zu diversifizieren. Auch die Frage, wo Vermögenswerte physisch gehalten werden und welche Anlageformen sich in unsicheren Zeiten als resilient erweisen, gewinnt zunehmend an Bedeutung.

Welchen grundlegenden Ratschlag geben Sie Ihrer Kundschaft zur Absicherung des Vermögens im Hinblick auf sich verschärfende internationale Spannungen?

Reed: Diversifikation ist und bleibt der Schlüssel zu einem nachhaltigen Vermögensschutz. Dabei ist eine breite Streuung über Regionen, Sektoren und Assetklassen essenziell. Neben liquiden Anlagen wie Aktien und Anleihen sollten auch Sachwerte wie Immobilien und Edelmetalle sowie Investitionen in Infrastruktur, Private Equity und weitere Alternative Investments als Stabilitätsfaktoren berücksichtigt werden. Besonders wichtig ist die Vermeidung von Klumpenrisiken, sowohl innerhalb einzelner Anlageklassen als auch in Bezug auf Währungsräume oder geopolitische Abhängigkeiten. Einige unserer Mandanten prüfen zudem, ob sie durch alternative Standorte für Bankverbindungen oder physische Vermögenswerte mehr Sicherheit in ihr Gesamtportfolio darstellen können.

Empfehlen sich vor dem Hintergrund Veränderungen des Portfolios und wenn ja, welche Anlagen für den Kriegsfall empfehlen Sie?

Reed: Jede Portfolio-Anpassung, also das Rebalancing, sollte individuell und regelmäßig erfolgen, abhängig von der Risikoneigung, dem Anlagehorizont und der bestehenden Vermögensstruktur. Dennoch gibt die aktuelle geopolitische Lage einen akuten Anlass, das Portfolio kritisch zu überprüfen: Ist die Diversifikation ausreichend – sowohl geografisch als auch über verschiedene Anlageklassen hinweg? Enthält das Portfolio inflationsgeschützte und realwertbasierte Investments? Ist eine ausreichende Liquidität im Portfolio in Stressszenarien gewährleistet? Langfristig ausgerichtete Portfolios sollten sich nicht von kurzfristigen Krisen beeinflussen lassen. Es kann jedoch sinnvoll sein, in Zeiten geopolitischer Unsicherheit Positionen in stabilen Märkten zu stärken oder Teile in etwas defensivere Anlageklassen umzuschichten.

Für viele gelten Edelmetalle wie Gold in Krisenzeiten als sicherer Hafen. Ist das tatsächlich so? In den USA beispielsweise wurde insbesondere aufgrund der Weltwirtschaftskrise der private Besitz von Gold bis auf eng gefasste Ausnahmen von 1933 bis 1974 unter Androhung empfindlicher Strafen verboten ...

Reed: Historisch gesehen hat sich Gold als wertstabil erwiesen, insbesondere in Phasen hoher Inflation und wirtschaftlicher Turbulenzen. Staatliche Restriktionen könnten den Zugang zu physischem Gold einschränken, das ist richtig. Allerdings gibt es heute auch alternative Möglichkeiten, von der Wertentwicklung des Goldes zu profitieren, etwa durch Gold-ETCs, die den Goldpreis abbilden und es Anlegern ermöglichen, indirekt in Gold zu investieren, ohne physischen Besitz zu erlangen. Aufgrund seiner langfristigen Wertbeständigkeit und seiner Rolle als krisensichere Anlageklasse bleibt Gold ein wichtiger Bestandteil vieler Anlagestrategien.

Auch in Deutschland bestehen – etwa im Rahmen der Notstandsgesetze – rechtliche Regelungen, im Kriegs- oder Krisenfall den Kapitalverkehr einzuschränken und/oder Vermögen zu sperren. Sollten Kundinnen und Kunden einen Teil ihres Vermögens in als weniger bedroht erscheinende Länder respektive Regionen transferieren?

Reed: Diese Frage lässt sich nicht pauschal beantworten, da verschiedene Faktoren eine Rolle spielen – darunter steuerliche, regulatorische und praktische Erwägungen. Grundsätzlich kann es jedoch für eine ganzheitliche Vermögenssteuerung sinnvoll sein, Bankverbindungen in wirtschaftlich stabilen „Safe-Haven“-Ländern zu unterhalten, um im Krisenfall einen alternativen Zugang zu Liquidität zu gewährleisten. Gleichzeitig macht es Sinn, an praktische Aspekte zu denken, wie etwa die Absicherung des eigenen Lebenswohls und der eigenen Sicherheit. Hier könnte es hilfreich sein, auch an einen Exit-Plan zu denken, um im Krisenfall eine sichere Bleibe und ein für die Familie funktionierendes Leben im Ausland aufzubauen.

Sehen Sie im Fall der Auslösung eines elektromagnetischen Impulses, wofür heute keine Nuklearwaffen mehr notwendig sind, die Kommunikation im Finanzsektor als gesichert, werden Anlegende dann noch Zugriff auf Konten und Depots haben?

Reed: In einem solchen Fall wäre die weltweite digitale Infrastruktur in der Tat massiv beeinträchtigt und würde die Kommunikationssysteme aller Lebensbereiche, nicht nur im Finanzsektor, lahmlegen. Finanzinstitute arbeiten weltweit intensiv an der Resilienz ihrer Systeme gegenüber solchen Extremszenarien. Viele Banken haben Notfallpläne, redundante Infrastrukturen und alternative Kommunikationswege entwickelt, um auch in Krisenzeiten handlungsfähig zu bleiben und den Zugriff auf wichtige Finanzressourcen zu sichern.

Sind für einen solchen Fall Rücklagen in Kryptowährungen in dezentralen Blockchain-Systemen, etwa als Notfallreserve, eine sicherere Alternative?

Reed: Kryptowährungen bieten theoretisch eine Möglichkeit, Werte außerhalb des traditionellen Finanzsystems zu speichern. Allerdings sind sie im besonderen Maße von einer funktionierenden digitalen Infrastruktur abhängig. In einem Krisenszenario, in dem Strom- oder Internetausfälle auftreten, könnte der Zugriff auf digitale Wallets erheblich erschwert oder sogar unmöglich sein. Zudem sind Kryptowährungen volatil und unterliegen regulatorischen Risiken. Auch die historische Entwicklung zeigt, dass Kryptowährungen in akuten Krisensituationen – im Vergleich zu Anlagen in physischen Edelmetallen – nicht zwingend als stabiler Wertspeicher fungieren, sondern im Gegenteil sich als noch volatiler als sonst erwiesen haben. Für Krisenszenarien sind Kryptowährungen unserer Ansicht nach daher nicht geeignet.