Dröhnt von der Gelben Wand im Signal Iduna Park die Hymne „Wir halten fest und treu zusammen“ und ertönt die Zeile „Aber eins, aber eins, das bleibt besteh’n – Borussia Dortmund wird nie untergeh’n“, wünschen sich nicht nur die fast 25.000 Fans auf der Südtribüne des Stadions kaum etwas mehr als den Sieg ihrer Elf. Auch zahlreiche Zuschauerinnen und Zuschauer drücken zu Hause vor den Bildschirmen die Daumen – vor allem wenn sie Fußball-Aktien der Borussia Dortmund GmbH & Co. KGaA im Depot halten (ISIN DE0005493092). Wer seit dem Börsengang im Jahr 2000 dabei ist, dürfte besonders auf Erfolge hoffen. Der Ausgabekurs betrug damals elf Euro. Zuletzt notierte das schwarz-gelbe Papier bei knapp 3,20 Euro.
Kursverlauf folgt der sportlichen Leistung
Trader mit glücklichem Händchen konnten im Auf und Ab des Titels immer mal wieder Gewinne einfahren – zeitweise notierte die abgeschmierte Aktie bei rund neun Euro. Etwa auch im vergangenen Jahr, als die Borussia auf das Champions-League-Finale zusteuerte, legte der Kurs deutlich zu – bis sich mit dem 0:2 verlorenen Spiel gegen Real Madrid in London auch an der Börse wieder Enttäuschung drastisch bemerkbar machte. Für echte Fans, die gleichzeitig als Anteilseigner fungieren, dürfte der Verkauf des Papiers allerdings wohl ein No-Go sein. Immerhin: Im November 2024 setzten die Analysten der Privatbank Berenberg die Borussen-Aktie auf „Buy“. Kursziel: sechs Euro.
Im Januar beginnt die entscheidende Rückrunde der Bundesliga-Saison 2024/25. Im Februar starten die Play-offs zur K.O.-Phase der Champions League, das Finale steht am 31. Mai an – in München. Zehn Tage zuvor wird im San Mamés Stadion im spanischen Bilbao das Finale der Uefa Europa League angepfiffen. Heiße Monate für Fußballbegeisterte und für Anleger, die auf Aktien von Fußballclubs setzen. Von denen gibt es einige. Borussia Dortmund hat in der Champions League noch Chancen. Die Fans und Aktionäre der SpVgg Unterhaching können von Europa nur träumen. Der Drittligist ging im Jahr 2019 zu 8,10 Euro pro Aktie an die Münchner Börse (ISIN DE000A2TR919), stieg zwischenzeitlich in die Regionalliga ab. Zuletzt dümpelte der Kurs bei knapp 2,70 Euro, hielt der Club in der Tabelle die rote Laterne.
Das Ausland hat einige Fußball-Aktien zu bieten
Doch Interessierte können auch einen Blick über die Grenzen werfen. Etwa nach Italien, zu Juventus Turin. Der Aktienkurs des Clubs lag zuletzt auf Einjahressicht knapp 40 Prozent im Plus (ISIN IT0005572778). England kann unter anderem mit Manchester United aufwarten. Zwar hat der Rekordmeister in den letzten Jahren die Erfolgsspur verlassen, doch in den vergangenen drei Jahren legte die Notierung bis vor kurzem um gut 30 Prozent zu (ISIN KYG5784H1065). In den Nachbarländern Niederlande und Frankreich öffneten sich beispielsweise Ajax Amsterdam und Olympique Lyonnais, letztere über die Holding Eagle Football Group, den Börsianern. Insgesamt notieren mehr als zehn europäische Clubs an der Börse, weltweit sind es noch viel mehr.
Gewinne werden eher thesauriert als ausgeschüttet
Zurück nach Deutschland: Die Borussia Dortmund BVB-Aktie steht stellvertretend für die gesamte Gattung börsennotierter Fußballclubs. „Aus Anlegersicht ist das Dividendenpotential begrenzt. Der europäische Fußball ist tendenziell an einer Maximierung des sportlichen Erfolgs orientiert. Die Maximierung der Aktionärswohlfahrt ist weniger ein Thema. Das führt dazu, dass Gewinne eher thesauriert werden, um etwa neue Spieler zu kaufen oder in Infrastruktur zu investieren“, sagt Florian Follert, Universitätsprofessor für Betriebswirtschaftslehre, insbesondere betriebswirtschaftliche Entscheidungslehre, an der Privatuniversität Schloss Seeburg in Seekirchen am Wallersee und akademischer Leiter des MBA-Programms der österreichischen Hochschule. Follert widmet sich neben anderen Forschungsfeldern auch finanzwirtschaftlichen und ökonomischen Fragen des Profifußballs.
Der Fan von SV Eintracht Trier und des FC Bayern München dämpft die Erwartungen von Anlegern an Fußball-Aktien: „Die Dividendenzahlungen sind oftmals eher symbolischer Natur. Gleichzeitig besteht ein enger Zusammenhang zwischen der sportlichen Performance und der wirtschaftlichen Situation. Sportliche Ergebnisse sind hoher Unsicherheit unterworfen, was sich in der Volatilität der Aktienkurse zeigt.“ Bei sehr umfangreichen Depots könnten sie jedoch durchaus eine sinnvolle Funktion erfüllen: „Für Fonds und professionelle Investoren ist der Fußball als Unterhaltungsdienstleistung eine Möglichkeit zur Portfoliodiversifikation. Die Entwicklung von Fußballaktien ist nur wenig mit der allgemeinen Wirtschaftslage verknüpft, das systematische Risiko ist tendenziell gering.“
Börsennotierung zwingt Clubs zur Professionalisierung
Auch Fans, die vor Einzelinvestments zurückschrecken, können indirekt von einem Börsengang ihres Lieblingsclubs profitieren. Denn der kann Gutes bewirken. Follert: „Aus Sicht des Clubs bietet der Börsengang die Möglichkeit, auch kleinere Kapitalbeträge von Fans einzusammeln. Die Börsennotierung geht zwar mit erhöhten Berichts- und Publizitätspflichten einher, was Ressourcen beansprucht. Aber diese erzwungene Professionalisierung kann auch positive Effekte auf die Strukturen im Klub haben. Und zu guter Letzt kann die Bekanntheit des Clubs und seiner Marke durch die öffentliche Notierung gesteigert werden.“ Fußballspaß und Kapitalmarkt widersprechen sich nicht – weder aus Fan-, Anleger – noch Unternehmenssicht.