Gesundheit statt Obstkorb. Ein wirklich nachhaltiger Benefit, einer, der Verbundenheit und Loyalität zum Unternehmen schafft, muss an die Substanz gehen. Und was geht Menschen näher als die Themen (unerfüllter) Kinderwunsch, Schwangerschaft und (Fehl-)Geburt sowie später das leidige Thema Vereinbarkeit? „Diese Lebensphasen sind für die meisten Frauen und viele Männer die prägendsten“, sagt Julia Neuen. „Wenn Unternehmen aber in genau diesen Momenten unterstützend zur Seite stehen, gewinnen sie die loyalsten Mitarbeitenden.“
Neuen ist Gründerin von Peaches. Das Start-up bietet Beratung für Female-Lifecycle-Management sowie eine Benefit-Plattform rund um die Themen Frauengesundheit und Familie. Was zunächst nach einem gesellschaftlichen Herzensprojekt klingt – und es auch ist –, hat auch eine wirtschaftliche Seite. In Zeiten von steigendem Fachkräftemangel sind Unternehmen auf die Arbeitsleistung von Frauen angewiesen, und das nicht wegen irgendeiner Frauenquote. Zuletzt zeigte das auch der Vorstoß von Arbeitsministerin Bärbel Bas (SPD), die mehr Frauen in Vollzeitstellen forderte. Gleichzeitig wächst eine Berufseinsteiger-Generation heran, für die Familienfreundlichkeit wichtiger ist als ein dicker Dienstwagen.
Hormone als Karriereberater
„Fakt ist, dass das Potenzial von Frauen derzeit nicht genutzt wird“, sagt Neuen. Um diese Potenziale richtig implementieren zu können, müssen sie auch richtig verstanden und genutzt werden. „Deshalb ist Female-Lifecycle-Management eigentlich eine knallharte Unternehmensstrategie.“
Dafür muss ein Grundgedanke verankert werden: Frauengesundheit beeinflusst stark die Leistungskraft, insbesondere das Thema Hormone. Sowohl im negativen als auch im positiven. Besonders gilt das natürlich für Schwangerschaft, Babyjahre und Menopause. „Frauen machen ihre Karrieren oft abhängig von den Lebensphasen, die sie durchlaufen. Inklusive Arbeitgeber.“ Wer gute Mitarbeiterinnen also langfristig binden und von ihren Fähigkeiten profitieren will, muss hier als Partner an ihrer Seite stehen.
Eine Plattform für entscheidende Lebensphasen
Peaches bietet neben klassischer Beratung und konkreten Maßnahmen wie Vorträgen, Fortbildungen oder Recruiting-Tools vor allem eine Plattform für Mitarbeitende mit Online-Kursen, Workshops und Live-Sessions mit Medizinerinnen und Experten. Das Premium-Angebot reicht sogar bis zur Vermittlung von klinischen Leistungen wie Social Freezing, also dem Einfrieren von Eizellen. Der meistgebuchte Flextarif liegt für die Unternehmen preislich unterhalb des klassischen Benefits „Fitnessstudio“.
„Ich sehe das als Möglichkeit, sich frühzeitig zu positionieren und abzuheben“, sagt Neuen. Denn auch wenn das Thema unumgänglich ist, sei Peaches das erste derartige Angebot auf dem Markt. Zu den Kunden gehören Unternehmen wie Ikea, Aida und Meta Design. „Die Großen sind da schon etwas weiter“, sagt Neuen. Aber auch im Mittelstand gebe es Chancen. Neuen empfiehlt dann, erst mal eine Keynote zu buchen, um zu sehen, wie das Thema aufgenommen wird. Und vielleicht läuft es dann so wie bei dem Bankunternehmen neulich, wo ihr die üblichen 40 Teilnehmenden online vorausgesagt wurden, und dann waren 250 dabei. Als Nächstes ist eine Schulung für Führungskräfte geplant.
Auch Neuen selbst kennt ihr Angebot aus der Nutzerperspektive. Nach der Geburt ihres vierten Kindes sei sie so richtig in eine Hormonstress-Achterbahn geraten. Also nutzte sie ihre Plattform selbst und ging ins Gespräch mit einem Coach. „Das war ein Riesenglück“, sagt sie. „Ich weiß ehrlich nicht, was sonst passiert wäre. Denn man merkt in solchen Momenten auch, wie schnell alles kippen kann.“ Eins sei aber sicher: „Ohne diese Unterstützung wäre ich das letzte Jahr lange nicht so leistungsfähig gewesen.“
Female Lifecycle Management: Die Techniker als starker Partner
Und da war viel los. Im Mai saß Julia Neuen auf der großen Bühne beim OMR-Festival und teilte dort ihre Erfahrung, wie man als Gründerin, Führungskraft und Mutter die Balance für sich, sein Team und die Familie hält. Möglich machte dies eine Partnerschaft mit der Krankenkasse Die Techniker. „Die Techniker hat erkannt, dass es unser aller Anliegen sein muss, dass Frauen möglichst kontinuierlich in ihrer Leistungsfähigkeit bleiben“, so Neuen. Partnerschaften wie diese sind gerade für sie als Start-up zu einem noch nicht etablierten Thema enorm wichtig. „In meiner Bubble kennt man mich und meine Ideen“, sagt Neuen. „Aber ich brauche verbündete Marken, denen viele vertrauen. So kann ich viel mehr Leute erreichen und wirklich etwas verändern.“ Und das will sie.