Die meisten Führungskräfte sind sich der Relevanz des Megatrends Sustainability bewusst. Gleichzeitig werden jedoch die sich bietenden Chancen kaum genutzt – trotz umfangreicher Nachhaltigkeitsinitiativen, die viele Unternehmen in den vergangenen Jahren gestartet haben.
Zwar ist die Bedeutung von ökologischer Nachhaltigkeit mittlerweile im Mainstream angekommen, dennoch handeln viele Firmen noch nicht der Tragweite dieser Sustainability-Transformation entsprechend. Insbesondere konzentrieren sich Nachhaltigkeitsinitiativen zu oft darauf, den bisherigen Mangel an Nachhaltigkeit zu verringern – beispielsweise indem CO2-Emissionen mit dem Ziel des „No Net Loss“ reduziert werden.
Dieses Vorgehen ist richtig – und es ermöglicht oft relativ kurzfristig die Einsparung von Ressourcen. Gleichzeitig wird damit vielfach übersehen, wie durch ganz neue Lösungen ein positiver Beitrag zur Nachhaltigkeit im Sinne von ‚Net Positive Impact‘ geleistet werden kann statt nur mögliche Schäden der Geschäftsaktivitäten für Umwelt und Gesellschaft zu verringern. Und genau darum geht es beim Konzept der positiven Nachhaltigkeit, auf Englisch Positainability genannt.
Positainability sorgt für Innovationen
Vergleichbar mit dem Ansatz der positiven Psychologie liegt der Fokus bei Positainability nicht nur auf der Vermeidung negativer Effekte. Stattdessen geht es auch um die Ableitung von Innovationsmöglichkeiten, die sich aus fortschrittlicher Wertschöpfung ergeben, um gleichzeitig Positives zu bewirken und Negatives zu vermeiden.
Nachhaltiges Wirtschaften wird also als globale Verantwortung der Menschheit angesehen und gleichzeitig als Chance für Innovation und Transformation von Unternehmen jenseits von Marketing-Slogans. Mithilfe ganz neuer Produkte, Dienstleistungen und Lösungen im Kerngeschäft können Firmen nicht trotz, sondern gerade wegen ihrer strategischen Ausrichtung auf Nachhaltigkeit erfolgreich bleiben.
Eine 2018 veröffentlichte Literaturanalyse von 132 Studien hat gezeigt, dass 78 Prozent einen positiven Zusammenhang zwischen Nachhaltigkeit und dem finanziellen Unternehmenserfolg festgestellt haben und dieser Zusammenhang sich künftig wohl verstärken wird.
Positive Nachhaltigkeit wurde bisher vernachlässigt
Für Corporate-Social-Responsibility-Experten ist die Relevanz eines ‚Net Positive Impact‘ nicht neu, von vielen Führungskräften wird dieses Thema jedoch noch vernachlässigt.
Die Optimierung bestehender interner Prozesse in Unternehmen bildet nur einen wichtigen ersten Schritt auf dem Weg zu mehr Nachhaltigkeit. Dabei kann der sogenannte Rebrund-Effekt dafür sorgen, dass sich als Folge von Effizienzsteigerungen bei Produkten das Nutzungsverhalten aufgrund niedrigerer Kosten ändert. Im Ergebnis wirken sich mögliche Ressourceneinsparungen durch eine intensivere Nutzung kaum aus.
Dieser Effekt kann sich nicht nur bei Autos und Elektrogeräten zeigen, sondern auch beim immer größer werden Datenvolumen, das digitale Dienstleistungen verbrauchen. So wird geschätzt, dass das Datenmanagement ebenso wie der Flugverkehr für drei Prozent der globalen CO2-Emissionen verantwortlich ist – mit massiv steigender Tendenz.
Sich den Kundenerwartungen stellen
Die Steigerung Ressourceneffizienz kann also immer nur einen ersten Schritt bilden. Gerade Firmen in Deutschland können sich nicht nur auf effizientere Prozesse und Produkte verlassen. Insbesondere der hochspezialisierte Mittelstand hat meist keine andere Wahl, als die sich ändernden Kundenerwartungen zu erfüllen. Gerade die jüngeren Generationen erwarten von Firmen einen positiven Beitrag zum nachhaltigen Wirtschaften und nicht nur die Verringerung negativer Effekte auf Umwelt und Gesellschaft.
Wie zu Beginn der digitalen Transformation vor einigen Jahren beschränken sich die Nachhaltigkeitsinitiativen vieler Unternehmen jedoch noch ausschließlich auf Prozessoptimierung und Einsparungen. Aufgrund möglicher schneller Erfolge bei der Effizienzsteigerung ist diese Ausrichtung teilweise verständlich. Darüber hinaus sollten Führungskräfte jedoch analysieren, wie der Kern der Geschäftsaktivitäten positiv zur Nachhaltigkeit ihrer Firmen beitragen kann. Hierfür gibt es passende Tools, zum Beispiel die Sustainability Innovation Map. Sie ermöglicht eine Analyse der gesamten Wertschöpfungskette, des Geschäftsmodells sowie der Pipeline neuer Produkte und Dienstleistungen.
Der Hersteller von Outdoor-Sportausrüstung Vaude ist da sogar schon einen Schritt weiter: Mit der Vaude Academy gibt das Unternehmen seine langjährige Expertise zur Transformation in Richtung Nachhaltigkeit als Kern des Geschäftsmodells an andere Firmen und Organisationen weiter – und hat mit der Academy als Social Business zugleich das eigene Geschäftsmodell erfolgreich um eine Komponente erweitert.