Von Frankfurt nach Tokio, von Berlin in Richtung New York – egal wohin die Reise geht, Langstreckenflüge bedeuten vor allem eines: Stress für den Körper. Mal geht es bildlich neun Stunden in die Zukunft, mal vier in die Vergangenheit. Um das Fliegen mit weniger Nebenwirkungen zu gestalten, hat das Start-up jetlite eine Technologie entwickelt, über die sich der Jetlag reduzieren lässt. Wie das funktionieren soll? Vor allem mit Licht, erläutert jetlite-Gründer Achim Leder.
Start-up jetlite
Jetlag mit Licht austricksen
Langstreckenflüge haben in der Regel eine Nachwirkung: den Jetlag. Grund genug für das Start-up jetlite, eine Technologie zu entwickeln, die diesen überlisten kann.

02.01.2020

Dr. Achim Leder
studierte Wirtschaftswissenschaften und arbeitete danach fünf Jahre als Lobbyist und Vertriebsleiter in der Luft- und Raumfahrtbranche. Während seiner Promotion kam ihm die Idee zu jetlite.
DUB UNTERNEHMER-Magazin: Wie sind Sie auf die Idee zu jetlite gekommen?
Achim Leder: Licht hat mich schon immer interessiert. Auf einer Party in Düsseldorf habe ich dann Professor Jarek Krajewski getroffen, der sich mit den Themen Licht und Schlaf befasst hat. Damals habe ich im Bereich Luftfahrt gearbeitet und dachte, es wäre spannend, diese Themen miteinander zu kombinieren.
Warum gerade den Jetlag reduzieren?
Leder: Wir haben uns damit beschäftigt, was man alles mit Licht machen kann. 2011 haben wir dann mit der Forschung begonnen. Apple hat 2014 eine Funktion eingeführt, die abends das blaue Licht aus dem Display filtert. Das Wissen dazu ist also noch relativ neu. Das blaue Licht reduziert Melatonin, wodurch man schlechter schlafen kann. Dann überlegte ich: Wenn man das Schlafhormon zu bestimmten Zeiten reduzieren kann, dann müsste der Biorhythmus anpassbar sein. Ich habe meinem Bekannten Jarek davon erzählt. Er meinte, dass das möglich sei.
Wer Langstrecken fliegt, hat mithilfe Ihrer Technologie jetzt also keinen Jetlag mehr?
Leder: Seit 2017 ist die Technologie in den A350-Maschinen von Lufthansa und in einer abgespeckten Version in den Jumbo-Jets Boeing 747-8 verbaut. In den Flugzeugen können Passagiere ihren Jetlag um bis zu drei Stunden reduzieren. Das ist das Maximum dessen, was unter idealen Bedingungen physiologisch möglich ist. Zusätzlich kann auch die Ernährung helfen. Pistazien und Olivenöl zum Beispiel unterstützen den Körper dabei, Melatonin zu produzieren. Haferflocken dagegen wirken morgens in der Kombination mit Licht sehr aktivierend.
Haben Menschen aber nicht ganz unterschiedliche Schlafrhythmen?
Leder: Ja, daher haben wir auch ein Human Centric Lighting entwickelt, das auf die Bedürfnisse jedes Passagiers zugeschnitten ist. Dafür arbeiten wir mit dem Hersteller RECARO zusammen, der die Technologie in seine Business-Class-Sitze integriert. Die verschiedenen individuellen Faktoren wie die biologische Uhr oder das Reiseziel werden so berücksichtigt. Über den jetlite-Controller kann die Kabinenbeleuchtung zusätzlich gesteuert und angepasst werden.
Wie entstehen bei Ihnen neue Ideen?
Leder: Wir arbeiten im Team, sprich Dr. Tanja Becker, Dr. Felix Brüggemann, das Model Toni Garrn und ich. Wir haben unterschiedliche Hintergründe, was uns dabei hilft, mit verschiedenen Ansätzen zu arbeiten. Dabei entwickeln wir die besten Ideen beim gemeinsamen Spazierengehen um die Hamburger Alster.